Schülerinnen und Schüler der Realschule Geretsried gewinnen Hauptpreis beim Schülerwettbewerb der Bundeszentrale zur politischen Bildung

Bereits zum 50. Mal veranstaltete die Bundeszentrale für politische Bildung einen Schülerwettbewerb, bei dem alle deutschsprachigen Schulen der Welt die Chance hatten, ein kreatives Projekt einzureichen. Die Bundeszentrale erreichten bis Mitte Januar um die 1500 Beiträge, von denen 350 mit einem Preis ausgezeichnet wurden.
Dass die Ethikklasse 10 der Realschule Geretsried einen Hauptpreis, dotiert mit 2000 Euro, gewonnen hat, erfuhr die betreuende Lehrkraft Helena Ketikides bereits im Februar. Am 12. März überraschte der Leiter des Schülerwettbewerbs, Herr Hans-Georg Lambertz, die Schülerinnen und Schüler dann persönlich an der Realschule Geretsried.
Die zwölf, sehr breitgefächerten Themen, die im Schuljahr 2020/21 zur Auswahl standen, riefen die Schülerinnen und Schüler auf, sich näher mit lebensnahen, politischen Schwierigkeiten und Besonderheiten auseinanderzusetzen, diese kritisch zu hinterfragen, ihre Ideen und Lösungsansätze zu sammeln und am Ende kreativ in Form eines Produkts darzustellen.
Die Ethikklasse 10 der Realschule Geretsried nahm bereits zum zweiten Mal am Schülerwettbewerb der Bundeszentrale teil und entschied sich zu Beginn der Projektphase Mitte September 2020 dazu, das offene Thema „Politik brandaktuell“ zu bearbeiten, da sich die Schülerinnen und Schüler unbedingt mit der aktuellen Black Lives Matter Bewegung in den USA beschäftigen wollten. In den nächsten acht Wochen arbeitete die Klasse während des Ethikunterrichts intensiv an ihrem Thema.
„Wir haben aus diesem Projekt gelernt, dass es nicht einfach ist, Rassismus zu erkennen, da er sich oft so tief in die Köpfe der Menschen und in das System verankert hat. Dass die Herkunft einer Person eine Einschränkung ist, finden wir bedrückend“, erklärt eine Schülerin der Ethikklasse. „Wir wissen, dass es Diskriminierung und Rassismus gibt, aber dass es in den USA möglich ist, als Polizist einen Menschen auf offener Straße umzubringen, ohne dafür dann vor Gericht zu kommen, ist ein sehr befremdliches Gefühl.“
Die Wandzeitung, die bis Ende Dezember entstanden ist, definiert nicht nur die Black Lives Matter Bewegung mit ihren Forderungen und Zielen, sondern geht auch auf die Gegenspieler ein: die White Supremacy und die Proud Boys, die den offenkundigen Rassismus in den USA nicht nur unterstützen, sondern davon auch profitieren. Ein historischer Rückblick gibt Aufschluss auf die Geschichte des Sklavenhandelns, der Rassentrennung und der Demonstrationsbewegung um Martin Luther King. Hinzukommend haben sich die Schülerinnen und Schüler auch mit dem Systemrassismus der USA auseinandergesetzt.
„In den USA gibt es krasse Unterschiede zwischen der Qualität der Schulen der schwarzen Gemeinden, die vollkommen unterfinanziert sind, und den Schulen in reichen weißen Gemeinden“, berichtet eine weitere Schülerin. „Diese Benachteiligung ist dann wie ein Teufelskreis: Wer keine gute Ausbildung hat, bekommt keinen tollen Job und kann sich dann keine Krankenversicherung leisten. Das System in den USA macht es für Menschen mit dunkler Hautfarbe sehr schwer, sozial aufzusteigen.“
Besonders beeindruckt hat die Jury der Bundeszentrale jedoch auch der gelungene Transfer auf die deutsche Realität, die zeigt, dass Rassismus ein internationales Phänomen ist.
„Untersuchungen zeigen, dass in Deutschland Menschen mit ausländisch-klingenden Namen bei gleicher Qualifikation deutlich mehr Absagen auf Bewerbungen erhalten“, fügt ein Schüler der Ethikklasse hinzu.
Der unter Einhaltung aller pandemiebedingten Sicherheitsvorkehrungen durchgeführte persönliche Besuch des Leiters des Schülerwettbewerbs der Bundeszentrale für politische Bildung ist gerade in diesem Jahr ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung der Arbeit von Schülerinnen und Schülern. Besonders, da die Pandemie die Lernenden und Lehrenden immer wieder vor neue Herausforderungen stellt, sind diese positiven Erfahrungen von immensem Wert.
In den nächsten Wochen werden sich die Schülerinnen und Schüler der Ethikklasse überlegen müssen, was sie mit ihrem Hauptgewinn von 2000 Euro machen möchten. Zu Beginn der Projektphase wurde allerdings bereits mit der Lehrkraft abgemacht, dass ein Teil des möglichen Gewinns gespendet werden soll.

Schüler:innen: Klara Bytyqi, Tom Sporer, Marvin Zander, Gina Busse, Anna Petri, Adam Tobbal, Vanessa Weber, Elizabeta Argyo, Elina Aruqi, Catalin Chis, Jana Petrovski, Lisa Schwurack, Mona Wassmuth, Mariya Panchenko, Alexia Zormpas
Lehrkraft: Helena Ketikides 

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